Ich weiß, dass ich lange nichts mehr gepostet habe. Mein letzter Post ist jetzt ungefähr 1 1/2 Jahre her - und seid dem hat sich vieles verändert. Ich sitze gerade im Zug, so, wie ich es in letzter Zeit nahezu täglich tue, und reflektiere die Dinge, die seid meinem letzten Post passiert sind.
Als ich mich vor 1 1/2 Jahren dazu entschlossen habe, nichts mehr auf diesem Blog zu posten, war das eine pragmatische Entscheidung: Ich kam ohnehin kaum dazu, etwas auf diesem Blog zu schreiben. Auch die Unsicherheit, wer alles diesen Blog lesen und die Dinge, die ich hier schreibe, eventuell auch gegen mich verwenden könnte, war seinerzeit ein Grund dafür, mit dem Bloggen aufzuhören. Aber all denjenigen, die das tun wollen, kann ich sagen: Es ist keine Schwäche, offen und ehrlich zu sein, sondern eine Stärke. Ich kann nichts mehr nicht ausstehen, als Menschen, die irgendwelche Dinge hinterrücks planen oder machen, und seine Gedanken zu offenbaren, ist nichts schlechtes. Man kann mich als krank oder depressiv, dumm oder naiv betrachten, weil ich ehrlich an mir Zweifele, man kann aber deshalb nicht meine anderen Qualitäten, wie zum Beispiel mein Verantwortungsbewusstsein, in Frage stellen. Ich habe, nachdem ich aufgehört habe zu bloggen, versucht, Tagebuch zu führen, schriftlich, per Sprachaufzeichnung oder sonstwie - aber so lange, wie ich gebloggt habe, habe ich nichts davon durchgehalten.
Man könnte sich natürlich fragen, wieso ich überhaupt Blogge - welcher halbwegs "normale" Mensch teilt seine Gedanken denn bitteschön der gesamten Welt mit? Und das tue ich auch - ich versuche zu reflektieren, warum ich das tue. Meine klassische Antwort ist mein Verlangen, meine Gedanken und Erlebnisse irgendwie zu strukturieren, zu reflektieren und zu verarbeiten, was ich nur tun kann, wenn ich sie teile.
Was ist nun alles passiert, seid meinem letzten Post? Nun, zwei meiner ewigen Probleme haben sich gelöst, wenn man es so betrachten will. Ich habe mein Abitur mit einem 1,8-Schnitt gemacht und Angefangen, Politik und Recht zu studieren. Dabei habe ich neue Leute kennen gelernt und damit einhergehend auch gelernt, zu feiern. Ich habe eine Beziehung angefangen, mit der ich wirklich glücklich bin. Ich habe mich auch persönlich weiterentwickelt - so schätze ich das jedenfalls ein. Das klingt nun alles erstmal nach wunschlosem Glück.
Aber nicht alles ist so, wie ich es schon immer wollte. Noch immer zweifele ich an mir selber und suche ständig Anerkennung von Außen. Noch immer habe ich das Gefühl, ein talentfreier Nichtsnutz zu sein, der nichts in diesem Leben tut, was es Rechtfertigen würde. Ich bin ein Visionär, möchte etwas bewegen und habe die Auffassung, dass jeder Mensch eine Aufgabe, eine Art Bestimmung in seinem Leben hat. Nur dass ich leider meine Bestimmung immer noch nicht gefunden habe.
Ich mache Politik, weil es das einzige ist, von dem ich irgendwie behaupten könnte, dass ich dabei einigermaßen Ahnung habe. In der Politik kommt man, wenn man Gestalten möchte, aber nicht an Wahlen vorbei, und zwar an solchen, bei denen man Kandidiert. Auch wenn ich einigermaßen gut mit Wahlniederlagen umgehen kann, macht es mich im inneren immer wieder fertig, wenn ich es nicht schaffe, zu überzeugen. Da schlägt sich wieder mein Verlangen nach Anerkennung nieder, das Verlangen, durch die Wahl eine Anerkennung von Menschen zu bekommen. Nun mag ich zu viel zu wollen, oder einfach nur bescheuert sein, mit meinem Minderwertigkeitskomplex in die Politik gehen zu wollen. Tatsache ist aber auch, dass ich keine Alternative sehe, etwas anderes zu tun - weil ich nicht weiß, worin ich vielleicht sonst gut bin oder worin mich die Menschen bedingungslos schätzen. Ich habe immer noch das Gefühl, immer alles Falsch zu machen, und besonders in der Politik, wo ich mich seid über zwei Jahren mit einem kaputten Kreisverband, also einem kaputten Ortsverein, vorfinde, bekommt man immer das Gefühl, es niemandem Recht machen zu können. Und wenn man dann auch noch erfolglos Kandidiert, fühlt man sich darin bestätigt.
Zusammengefasst: Mein neues Leben ist gar nicht so neu, weil alte Wunde Stellen zurückbleiben, die immer wieder aufreißen.